Afrika Quer. Eine Rezension

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Heute empfehlen wir mal ein ganz anderes Buch. Vielleicht weil der Januar der perfekte Zeitpunkt ist, vom Reisen zu träumen, sich an wärmere, spannendere Orte zu wünschen, oder einfach mehr über Länder zu erfahren, die man heute kaum noch bereisen kann. Susanne Strnadl (Autorin der Bullshit-Dolmetscherin) hat für uns gelesen:

Afrika quer“ von Peter Boehm ist die Schilderung seiner Durchquerung Afrikas von Ost nach West, und zwar dort, wo der Kontinent am breitesten ist. Rund 10.000 Kilometer hat der deutsche Journalist in knapp sechs Monaten mit klapprigen Geländewagen, pannenaffinen Bussen und arg heruntergewirtschafteten Zügen zurückgelegt und dabei allerhand Leute getroffen. Die meiste Zeit rückt er diese ins Zentrum seines Reiseberichtes: Der Bogen spannt sich dabei von bestechungsgewohnten Beamten über nur tagsüber „anständige“ Mädchen, eine hart arbeitende „Mama Afrika“, einen Heiler und diverse Lokal-Regenten bis zu einem Universitätsprofessor mit eigenwilligen Ideen.

Eine andere Welt

Mit ihnen allen hat Boehm gesprochen und versucht, seinen Leserinnen und Lesern ein Stück ihres Lebens zu zeigen. Dabei verwendet er eine Erzählweise, die ein bisschen an die von ihm geschilderte Fahrweise afrikanischer Geländewagen-Chauffeure erinnert: einmal mit 90 Sachen lossprinten, dann wieder herumbummeln oder auch einmal einer Gazelle – in diesem Fall „Expatriates“ wie Arthur Rimbaud und Karl May – nachjagen. Wer sich daran (und an der stellenweise eigenwilligen Rechtschreibung) nicht stört, findet eine Menge interessanter, teilweise auch unterhaltsamer und/oder verwunderlicher Eindrücke aus einer Welt, die ganz anders funktioniert – oder eben auch nicht – als unsere.

Dass die Reise bereits 2003 stattgefunden hat, tut der Wirkung des Buches dabei keinen Abbruch: Wie der Autor in der Einleitung ausführt, haben sich viele der darin beschriebenen Verhältnisse in der Zwischenzeit kaum verändert – nur, dass man die damals durchquerten Länder heute, wenn überhaupt, nur noch unter Lebensgefahr bereisen könnte, handelt es sich doch um Somalia, Dschibuti, Äthiopien, Sudan, Tschad, Nigeria, Niger, Mali und Senegal.

Kein Reiseführer

Als Reisehandbuch ist „Afrika quer“ nicht zu verstehen – es gibt keine Tipps und Empfehlungen, und auch zu erwartende Knackpunkte, wie Trinkwasser, das lokale Essen oder Krankheiten, spielen kaum eine Rolle -, aber es erlaubt kurze Blicke auf das Leben und die Gesellschaften auf einem Kontinent, der für viele Europäer nach wie vor voller weißer Flecken ist.

Peter Boehms Buch gibt es übrigens auch in englischer Übersetzung.

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