Dota Kehr live Konzert in der Berliner Volksbühne – Konzertkritik

von | indieBerlin

Dota Kehr spielt in der Berliner Volksbühne – das find‘ ich cool. Ich mag Dota und ich mag die Volksbühne. Mit Einschränkung. Ich mag die Volksbühne insbesondere bezüglich deren Musikprogramm, denn ich habe auch schon Stunden bei Theateraufführungen dort verbracht, bei denen die Kunst etwas bei mir verloren war. Sorry.

Dota Kehr live in der Volksbühne – zusammen mit Freunden

Und jetzt kommt noch etwas mehr subjektive Konzertkritik, aber wir wären nicht ein Blog und nicht indieBerlin, würden wir nicht subjektiv über unsere Erlebnisse berichten.

Dota Kehr live mit Gitarre at Volksbühne Berlin indieberlinAlso noch etwas bevor die wirkliche Konzert-Kritik beginnt. Dota kommt auf die Bühne in engem schwarzen Kleid mit dickem Babybauch. Aaahhh. Es ist so schön. Es hat nichts mit Musik zu tun, aber mit Atmosphäre. Ich bin Frau und ich bin Mutter und ich kann nicht anders: ich freue mich. Für die bald dreifache Mutter. Aber auch, weil eine Frau auf sympathische Weise alles wuppt: Mutter, Karriere, Leidenschaft und eine politische Meinung bestimmt aber unaufgeregt zu vertreten.

Chapeau. Und das war nicht immer so.

Und, versteht mich nicht falsch, ich bin weit vom Schleimen entfernt, denn ich war nicht immer Dota Fan. Mit ca. 14 gingen wir in das gleiche Jugend-Café. Aber weil Dota (glaub ich) zwei Jahre jünger ist als ich, waren eher „unsere“ Jungs an ihr interessiert und das allein lässt einen jemand anders ja schon skeptisch erscheinen. Weil „wir“ uns selbstverständlich für die Jungs zwei Klassen über uns interessierten. Naja und das eine oder andere eben einfach noch.

Zurück zur Musik!

Dota Kehr live at Volksbühne Berlin lachend Portrait von indieberlinIch habe Dotas Weg verfolgt, und dachte anfangs – vor, was 10 Jahren? Weltverbesserin, pah. Hängengebliebener Hippie. Bis ein Freund von mir bei Dota Schlagzeug gespielt hat und ich auf ein Konzert im Lido vor vielleicht 5 Jahren mitgegangen bin. Hammer. Das war wirklich genial. Party, Ansagen, Stimmung, tanzen, lachen, weinen. Naja, das Weinen hab ich unterdrückt – bin ja schließlich nicht so n Weichei. Aber es war wirklich toll.

Seitdem verfolge ich Dotas Auftritte ganz anders. Ich höre auf die Musik, ich freue mich über clevere Arrangements, neue Wege in der Musik, eine tolle Band und über sagenhafte Live-Konzerte. Und:

Ich ziehe meinen Hut vor dem individuellen und konsequenten Weg

Denn Dota hat immer fast alles selbst gemacht, booking, routing, merchandising, Album – und natürlich texten, schreiben, arrangieren mit der Band zusammen. Und das sehr erfolgreich. Und als ein Major Label um die Ecke kam und ihr einen Deal angeboten hat, hat sie „nein danke“ gesagt, weil es nicht das Richtige für sie war.

Authentische Kunst, die ihr Publikum liebt

Und diese eigene unverbogene Art, dafür liebt sie ihr Publikum. Aber auch für Texte, die einen schmunzeln lassen oder die einen nachdenken lassen. Oder Texte, die einem eine kleine Antwort auf die Frage unserer Kinder geben: „Was habt ihr in dieser politischen Zeit eigentlich gemacht und was habt ihr für Musik gehört? Wo standet ihr?“

Was mich an der Musik begeistert sind ja, auch die Texte, weil sie Geschichten erzählen. Es gibt Helden, Antihelden, es gibt eine lustige Pointe, es gibt immer Situationen, mit denen „man“ sich identifizieren kann. Und dazu ist Dota ein Naturell auf der Bühne. Bei einem ganz neuen Lied verspielt, oder versingt sie sich, aber das Publikum liebt sie dafür. Wir sind ja Menschen und das ist live und echt. Wir erleben das zusammen.

Die Band: richtig richtig gut!

Zwei Xylophone, die (ab und zu von Dota selbst gespielt werden aber sonst) von eine Musikerin bedient werden, die auch Percussion macht, ein toller Schlagzeuger, ein Lead-/Rhythm-Guitarist, eine Bläsertruppe (Saxophon/Klarinette, Trompete, Posaune) – aber wo ist der Bassist? Vielleicht bin ich auch blind… Jedenfalls sind, die, die da sind sehr gut!

Dota Kehr live in der Berliner Volksbuehne 2016 indieberlin
Authentisch auch in anderen Umständen

Im Konzert kündigt Dota überraschend eine kurze Pause an – komisch eigentlich – aber es ist ja auch ein Theatervenue. Und Dota offensichtlich im – ich schätze 7 oder 8 Monat schwanger. Ab und zu kommt dann auch ein Lied, das die Band ohne sie spielt. Und sie geht von der Bühne ab. Aber alles passt zusammen, weil es authentisch ist. Weil sie auch mit Babybauch wunderbar spielt, tanzt und beglückt. Und am Ende in der Zugabe eine kleine kreative Auszeit ankündigt. Da wiederum wundert sich niemand mehr. Sondern man denkt: schön, dass wir das Konzert mit erleben durften und schön, dass sie bald – nach Familienzeit – bestimmt mit Texten, die wieder neue Geschichten erzählen, mit Ironie, Feinsinn und politischer Meinungsansage, wieder zurück sein wird.

Alles Gute Dota! Und wie das alles so für sie selbst ist, lest ihr in unserem Interview mit Dota Kehr.

Review | Fotos: Mia Morris

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